Im Alter von 89 Jahren ist gestern der herausragende Dramatiker und Autor Rolf Hochhuth in Berlin verstorben.
Ich durfte Rolf Hochhuth vor über 20 Jahren in der Akademie am Meer im Klappholttal auf Sylt kennenlernen und ihn einige Tage bei seinen Recherchen auf der Insel begleiten.
Der Kontakt hielt über viele Jahre und so konnte ich für ihn u.a. 2002 eine Lesereise in diversen Orten der Münchner Region organisieren.
Er war nicht „einfach“ im direkten Umgang: ungeduldig, bohrend, beharrlich, ja fast besessen und ungemein streitbar. Aber bei solchen Projekten und der Lebensleistung geht das wahrscheinlich nicht anders.
Zusammen mit Günter Wallraff gehörte er sicherlich zu den politischsten und umstrittensten deutschen Autoren.
Sein Debüt “Der Stellvertreter” sorgte 1963 weltweit für Aufruhr. Er warf darin Papst Pius XII. Mitschuld am Holocaust vor. Es wurde das erfolgreichste Bühnenstück nach Brechts „Dreigroschenoper“ und ist das weltweit wohl meistbesprochene Werk deutscher Literatur.
Er hat auch wie kaum ein anderer deutsche Autor mit seinen Veröffentlichungen politisch so viel erreicht.
z.B. musste der baden-württembergische Ministerpräsident Hans Filbinger, der in der Nazi-Zeit als Richter Todesurteile unterzeichnete wg Rolf Hochhuth zurücktreten.
Hochhuth war Störenfried, Aufklärer, Wahrheitsfinder und Wahrheitsveröffentlicher.
Solche wie ihn bräuchte unsere Gesellschaft dringend, aber es gibt ihn seit gestern nicht mehr und auch keinen „Stellvertreter“ von Rolf Hochhuth. Aber seine Werke.
Zwei Aufnahmen von der Lesung 2002 in der Ismaninger Vhs. Links zusammen mit der damaligen Leiterin des Kallmann-Museums, Frau Gisela Hesse und einem Bild von dem großen Porträt-Maler Jürgen Kallmann aus dem Jahr 1986.