Ich freue mich riesig: die großartige Schweizer Clownin Gardi Hutter wird mit dem erstmals vergebenen „großen Valentin Karlstadt Preis“ ausgezeichnet.
Das hat der Münchner Stadtrates heute offiziell beschlossen.
Bereits 2019 habe ich Gardi Hutter dafür vorgeschlagen. Coronabedingt hat es mit der Entscheidung etwas gedauert. Vor kurzem durfte ich als Vertreter der „Valentin-Karlstadt-Gesellschaft“ in der 7-köpfigen Jury meinen Vorschlag begründen und an der Empfehlung für den Stadtrat mitwirken.
Unsere Jury-Begründung:
In ihren Clownesken Theaterstücken erschafft Gardi Hutter eine absurde Wirklichkeit und kämpft gegen die Tücken und Fallgruben des Lebens um ein wenig Teilhabe am Glück. Dabei scheitert sie immer – wie Karl Valentin und Liesl Karlstadt – grandios, oft schon aufgrund dauernder Missverständnisse in der Kommunikation, die sie pantomimisch genauso gut darzustellen weiß, wie seinerzeit Valentin und Karlstadt mit ihren sprachlichen Wirrnissen.
Ihre Figuren sind unangepasst, laut und überbordend, aber ebenso verletzlich und tragikomisch. Gardi Hutter ignoriert in ihren Auftritten die weiblichen Schönheitsideale und üblichen Verhaltensnormen. Auch mit ihren selbstgestalteten Kostümen und Masken erinnert sie an dieses legendäre Künstler-Duo und an die vielfältigen Rollen, die Liesl Karlstadt in ihrem Zusammenspiel mit Karl Valentin verkörpert hat. Ihre Bühnenstücke sind hintersinnig, anarchisch und stecken voller Valentinschem Humor.
Sie begann 1979 als Straßenkünstlerin in Mailand. Wurde dort von der Straße weg für Clownworkshops des städt. Theaters CRT – Centro di ricerca per il teatro engagiert. Dabei spielten sie Szenen von Valentin-Karlstadt und analysierten diese spezielle Art des Humors. Warum lachen die Leute über das geniale Münchner Künstlerduo? Mit Valentins/Karlstadts Stücken wurden bereits in Mailand 1979 die Grundlagen für ihre späteren bekannten Figuren, insbesondere der „Hanna“, gelegt.
Gardi Hutter erarbeitete neune Clown Theaterstücke, drei Musicals und ein Zirkusprogramm und wurde mit 18 Kunstpreisen geehrt. Sie tourte durch 35 Länder mit über 3700 Vorstellungen, wirkte in verschiedenen Filmen mit, ist Autorin diverser Bücher und wurde so zu einer der international erfolgreichsten Schweizer Künstlerinnen.
Gardi Hutter besitzt internationales Renommee, pflegt eine durch und durch „valentineske“ einzigartige, fantasievolle, skurrile Kunstform und ist deshalb würdig als Preisträgerin des Großen Valentin-Karlstadt Preises das Erbe Karl Valentins und Liesl Karlstadts einer größeren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Schließlich – und nicht zuletzt – kommt hinzu, dass mit Gardi Hutter nach den bislang nur männlichen Preisträgern des vormaligen Großen Karl Valentin Preises bei der jetzt erstmaligen Verleihung des städtischen Großen Valentin-Karlstadt Preises nun endlich und gerechter Weise eine Frau ausgezeichnet – und damit auch der geschuldeten Wertschätzung von Liesl Karlstadt Rechnung getragen wird.
Nachdem der einzigartige Münchner Volksphilosoph und Komiker Karl Valentin zu Lebzeiten nie einen Preis bekommen hat, besteht der städtische „große Valentin Karlstadt Preis“ deshalb auch aus „Nichts“. Keine Urkunde, keine Trophäe, keine Gage, einfach nur „NICHTS“. Und dieses „NICHTS“ erhält Gardi Hutter bei einer großen Matinee am 10. Juli im neuen München Volkstheater überreicht.
Wir dürfen uns auf einen unterhaltsamen und künstlerisch herausragenden Sonntagvormittag schon jetzt freuen. Es wird ganz viel originelles „NICHTS“ geben.
Hier ein paar meiner Fotos von Gardi Hutters Auftritt am 3.11.1988 bei meiner Kabarett- und Kleinkunstreihe, der „Kulturdonnerstage“ im Garchinger Bürgerhaus. Es war ihr zweites Solo-Programm „So ein Käse“.