nächsten Dienstag ist für viele Kinder in Bayern der 1. Schultag. Die Süddeutsche Zeitung hat mich vor 2 Tagen aus diesem Anlass angerufen und gefragt, wie ich meinen 1. Schultag in Erinnerung habe. Heute ist der ganzseitige Artikel erschienen in dem neben mir weitere 5 Personen des Landkreises ihren Einstieg in den „Ernst des Lebens“ schildern.
Meine Geschichte kurz zusammengefast:
Meine Mutter und ich hatten Anfang der 50-iger Jahre nie eine eigene Wohnung, nur immer in kleinen Zimmern in Untermiete als Nomaden unterwegs, so auch im Sept 1956 bei meiner Einschulung. Wir waren bei einer Freundin meiner Mutter in Garmisch Partenkirchen untergebracht. Ich bekam von dieser Freundin eine Schultüte, weil meine Mutter das Geld dafür nicht hatte.
Es gab aber bereits den Bescheid vom Münchner Wohnungsamt, dass meine Mutter und ich eine 1 ½ Zimmer Sozialwohnung am Harthof bekommen sollten. Einzug war am 1.10.1956.
Deshalb war mein erster richtiger Schultag auch erst Anfang Okt. 1956 in der Hugo-Wolf-Schule im Münchner Harthof, ohne Tüte.
Meine Mutter musste früh arbeiten, so ging ich also (mutterseelen) alleine zur Schule. Kam natürlich ziemlich verwahrlost und zu spät dort an.
Die Lehrerin war aber eine für die damalige Zeit wirklich außergewöhnliche Pädagogin. Sie nahm mich zur Begrüßung in den Arm und sagte ungefähr: „Bub, wie schaust denn du aus, du bist ja noch nicht einmal gekämmt“. Nahm ihren Kamm aus der Tasche und zivilisierte mich.
Solche Lehrerinnen und Lehrer wünsche ich möglichst vielen Kindern nicht nur am kommenden Dienstag.
Mein 1. Schultag war für mich nicht der Einstieg in den „Ernst des Lebens“, sondern eher der Einstieg in die „Freiheit des Lebens“.
Der SZ-Artikel ist auch im Internet veröffentlicht, hier zum nachlesen:
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/landkreismuenchen/erster-schultag-grosse-klasse-1.4121159