„Bilder analysieren“ Das große Lehrbuch von Martin Zurmühle

Standpunkt Becke

Vor kurzem erschien das neue Werk von Martin Zurmühle, dem bekannten Schweizer Fotografen und Foto-Didakten. Es ist eine Art Zusammenfassung seiner beider letzten Ausgaben und geht, wie bei all seinen Publikationen um das „gute Bild“. Er entwickelte das sog. „Vier-Augen-System“. Fotos sind nach seiner Auffassung zu interpretieren und beurteilen nach: Gestaltung, Erzählung, Gefühl und persönlicher Handschrift des Fotografen.

Ich habe mir das über 443 Seiten-Werk gleich besorgt, denn das ist genau „mein Thema“.
Mit seinen entwickelten doppelten Dreiecken erläutert er Fotos von bekannten Fotografen. Bisher konnte ich nur einen kleinen Teil durcharbeiten. Von daher habe ich noch kein abschließendes Urteil.

Es werden diese Bilder sehr detailliert analysiert und der Versuch unternommen, an Hand dieser Kriterien zu begründen, warum die Bilder beim Betrachter so positiv wirken.
Aber: mir ist das etwas zu schematisch, nachdem mein „ketzerisches Credo“ in der Fotografie lautet: Kreativität kennt keine Regeln.
Für Wettbewerbsfotografen und vor allem für Juroren aber auf jeden Fall ein interessantes Werk. 

In einem gebe ich Zurmühle uneingeschränkt recht, wenn er zu den häufig unsinnigen Beweisen von Gestaltungsregeln, insbesondere des „goldenen Dreiecks“ bei der Wirkung z.B. der „Mona Lisa“ schreibt:
„Unfug, weil man die Genialität und Magie eines solchen Gemäldes so nicht erklären kann, zumal es tausend andere gibt, die die gleichen Regeln einhalten, ohne aber eine besondere Wirkung auf den Betrachter zu entfalten. Wenn man lange genug sucht, so findet man in jedem Bild eine Gestaltungsregel“.
Aber, widerspricht das nicht genau der Intension des Buches: Bilder zu analysieren und anhand des 4-Augen-Modells und eines bestimmten Schemas zu erklären, was ein „gutes Bild“ ist?

Trotzdem ist der Band für jeden engagierten Fotografen zu empfehlen. Eine gute Auswahl großartiger Bilder herausragender Fotografen. Viele Argumente und Kriterien, wie man diese Bilder (auch) betrachten, analysieren und bewerten kann. Aufwändig. ästhetisch präsentiert und klar durchstrukturiert. Sicherlich ein Standardwerk für Wettbewerbsfotografen und Juroren. 

Zum Autor ein paar Stichpunkte:
Martin Zurmühle lebt und arbeitet in Luzern (Schweiz), studierte Architektur, viele Jahre betrieb er die Fotografie als intensives Hobby. Seit 2013 ist die Fotografie sein Haupterwerb. Seine Bilder gewannen Medaillen an vielen internationalen Fotowettbewerben und werden in Galerien und Ausstellungen weltweit gezeigt. Seit 2016 ist Martin Zurmühle Leiter des Studiengangs Fotografie am Zentrum Bildung – Wirtschaftsschule KV Baden (Schweiz). Veröffentlichung div. Bücher und Artikel rund um die Fotografie.

Fotos: Herbert Becke

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